Was Sie zu Ihren Kontaktlinsen wissen sollten I. Warum Kontaktlinsen? Erste Versuch, das optische Hilfsmittel Brille gegen Gläser auf dem Auge zu ersetzen, reichen zurück bis ins letzte Jahrhundert. Anders als heute, standen dabei weniger kosmetische Aspekte im Vordergrund. Vielmehr ging es primär um die Fälle, bei denen aus optischen Gründen mit einer Brille ein guter Refraktionsausgleich nicht möglich ist. Die Anpassung von Kontaktlinsen ist in vielen Fällen angezeigt; die Gründe können sowohl optisch-refraktiver Natur sein als auch auf beruflichen oder therapeutischen Motiven beruhen. Aber auch die persönliche Lebensführung (etwa Sport) oder Ansprüche an das eigene Aussehen (Vermeidung einer Brille) können dafür ausschlaggebend sein. Hilfreich sind Kontaktlinsen bei höhergradigen Anisometropien bzw. Aniseikonien und bei der Korrektur höhergradiger Astigmatismen. Insbesondere entfällt dadurch weitgehend die durch den Brillen-Hornhaut-Abstand entstehende Bildvergrößerung bzw. -verkleinerung, es kommt damit zu keiner Störung des Binokularsehens. Vor allem Myopie-Patienten haben mit Kontaktlinsen besondere Vorteile: Durch die größere Nähe zur Netzhaut gegenüber der Brille werden geringere Dioptrienstärken bentöigt, sodaß der Verkleinerungseffekt deutlich geringer ausfällt. Gleichzeitig fallen die bei myopen Brillengläsern auftretenden peripheren Gesichtsfeldeinschränkungen durch Randverzerrungen und prismatische Effekte weg. Bei von höhergradiger Hyperopie betroffenen Patienten können solche Gesichts- und Blickfeldeinschränkungen ebenso wegfallen wie die kosmetisch unangenehmen Vergrößerungseffekte für das Gegenüber des Brillenträgers.
II. Antworten auf häufig gestellt Fragen Zu den am häufigsten gestellten Patienten-Fragen, neudeutsch FAQS (frequently asked questions), gehören folgende: 1. Warum komme ich nach dem Herausnehmen der Kontaktlinsen mit meiner Brille nicht zurecht? Das Unscharfsehen mit der Brille nach vorangegangenem Kontaktlinsentragen, der sogenannte spectacle blar kann verschiedene Ursachen haben: So kann beispielsweise ein relativer Sauerstoffmangel während des Kontaktlinsentragens zu einem subklinischen Hornhautödem mit konsekativer Refraktionsänderung führen, die der Patient besonders beim Übergang auf die Brille und dem Fehlen des normalen Bildes bemerkt. Daneben kann die Linse auch zu einer veränderten Hornhautgeometrie durch mechanische Einflüsse (Liddruck, Linsengeometrie) führen. Beispielsweise bewirkt eine sehr flache Anpassung eine vorübergehende Verminderung der Myopie, so daß dann die Brille nicht mehr paßt. Durch die Linsengeometrie und in Verbindung mit einem veränderten Wassergehalt der Hornhaut kann es auch zur Induktion von Astigmatismen kommen. Derartige Veränderungen sind innerhalb gewisser Grenzen normal und der alte Refraktionszustand stellt sich innerhalb kurzer Zeit von selber wieder ein. 2. Es ist schwierig, mit den Kontaktlinsen Entfernungen richtig abzuschätzen. Wie kommt das? Gerade bei höheren Ametropien, die eine häufige lndikation für die Kontaktlinsenverordnung darstellen, führen die Brillengläser durch ihren Vergrößerungs- bzw. Verkleinerungseffekt zu ungewöhnlichen Größenverhältnissen. Dagegen kommt das Sehen mit Kontaktlinsen dem natürlichen Sehen sehr viel näher. Die von der Brille gewöhnten Größenveränderungen fallen fort; dies kann anfänglich zu Schwierigkeiten beim Abschätzen von Entfernungen führen. Die Kontaktlinsen sollten daher zur Eingewöhnung nur in Situationen getragen werden, bei denen es auf das räumliche Sehen und das Schätzen von Entfernungen nicht besonders ankommt. 3. Kann ich meine Kontaktlinsen eigentlich auch beim Sport tragen? Bei der Ausübung von sportlichen Aktivitäten auf die Brille verzichten zu können, stellt ein großes Plus für die Kontaktlinsenträger dar. Je nach Sportart muß man jedoch einige Besonderheiten berücksichtigen und eventuell in die Auswahl der jeweils optimalen Linse einfließen lassen. Surfer und Schwimmer sollten auf jeden Fall weiche Kontaktlinsen bevorzugen, da harte Kontaktlinsen im Wasser von der Hornhaut wegschwimmen können. Ein besonders großer Durchmesser der Weichlinsen vergrößert den Schutz vor einem ungewollten Linsenverlust im Wasser. In chlorhaltigem Wasser muß jedoch der Träger weicher Kontaktlinsen unbedingt eine Schutzbrille tragen. Auch zum Tauchen sollten unter der Maske bevorzugt weiche Linsen getragen werden. Muß der Taucher unter Wasser seine Maske ausblasen, weil Wasser eingedrungen ist, so sollte er dabei die Augen schließen, um einem Linsenverlust vorzubeugen. Auch bei Sportarten, die erfahrungsgemäß mit einer gewissen Staub- und Schmutzbelastung einhergehen (z. B. Reiten, Geländelauf) sollte weichen Linsen der Vorzug gegeben werden, da sie bei Staubbelastung weniger anfällig sind. Sportarten mit sehr hohen Anforderungen an die Abbildungsqualität (z. B. Schießen) erfordern dagegen insbesondere beim Vorliegen höhergradiger Astigmatismen in der Regel formstabile Linsen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Beim Fahrradfahren empfiehlt es sich, zusätzlich zu den Kontaktlinsen eine Schutzbrille zu tragen, um der Austrocknung der Augen durch den Fahrtwind entgegenzuwirken. Gleichzeitig verhindert die Schutzbrille das Eindringen von Staub oder Pollen ins Auge, die zu einer reflektorischen Tränensekretion führen, was insbesondere bei harten Kontaktlinsen problematisch für den Linsensitz ist. 4. Wie vertragen sich meine Kontaktlinsen mit meinen Augentropfen? Die Kompatibilität von Augentropfen und Kontaktlinsen läßt sich nicht generell beantworten. Die Art der Tropfen, ihre Konservierung und das Material, aus denen die Kontaktlinsen hergestellt sind, bestimmen Art und Weise möglicher Interaktionen. In der Regel sollten Augentropfen nicht zusammen mit Kontaktlinsen genommen werden. Eine wichtige Ausnahme sind konservierungsmittelfreie Tränenersatzmittel, die insbesondere bei etwas reduzierter Tränensekretion die Verträglichkeit und den Sitz der Kontaktlinsen verbessern können. Bei konservierungsmittelhaltigen Augentropfen besteht insbesondere bei weichen Linsen die Gefahr einer Anreicherung und damit Konzentrationserhöhung des Konservierungsmittels (z. B. Benzalkoniumchlorid). welches dann schnell zu Reizerscheinungen am Auge führt. Bei konservierungsmittelfreien Medikamenten kann auch die Wirksubstanz insbesondere bei weichen Kontaktlinsen gespeichert werden, so daß es zu einem Depoteffekt kommt. Dem kann unter Umständen durch eine Verlängerung der Tropfintervalle vorgebeugt werden. Harte Kontaktlinsen können dagegen eher mit Augentropfen kombiniert werden, wobei auch hier strikt darauf geachtet werden sollte, daß es sich um konservierungsmittelfreie Augentropfen handelt. Allerdings führt die Applikation von Augentropfen mit Wirksubstanzen während des Kontaktlinsentragens in aller Regel zu einer Reduktion der Lebensdauer der Kontaktlinsen, da diese durch die Fremdsubstanzen zusätzlich belastet werden. 5. Ich will verreisen, muß ich dabei bei den Kontaktlinsen etwas Besonderes berücksichtigen? Reisen bringen in aller Regel eine gewisse Einschränkung der Hygienemöglichkeiten mit sich. Das Wasser aus Vorratsbehältern in Bahnen und Flugzeugen, aber auch das Leitungswasser in vielen klassischen Urlaubsländern hat oft keine Trinkwasserqualität und ist in wesentlich stärkerem Maße als gewohnt verkeimt. Dies bedeutet, daß in der Regel auch nach dem Waschen der Hände eine stärkere Keimkontamination vorliegt. Es bedeutet auch, daß auf keinen Fall die Linsen mit derartigem Wasser abgespült werden sollten, vielmehr sollte zum Abspülen immer nur Kochsalzlösung, entweder in konservierter Form oder aus unkonservierten Einmalbehältern verwendet werden. Wegen der etwas eingeschränkten Hygienemöglichkeiten und dem dadurch erhöhten Infektionsrisiko gilt insbesondere auf Urlaubsreisen, die Linsen bei den allerersten Reizerscheinungen aus dem Auge zu nehmen und nicht mehr weiter zu tragen. Daher ist es auch wichtig, für den Urlaub auf jeden Fall eine Ersatzbrille mitzunehmen. Man kann sie ja vielleicht abnehmen, wenn das Erinnerungsfoto für zu Hause geschossen wird. Urlaubsreisen bringen häufig auch, z. B. im Flugzeug oder im Auto, durch das Laufen der Lüftung vermehrte Austrocknungserscheinungen und damit mögliche Probleme mit dem Linsensitz mit sich. Soweit möglich, sollte der Kontaktlinsenträger verhindern, daß der Luftstrom direkt auf sein Gesicht gerichtet ist. Daneben muß bei starker künstlicher Belüftung eine häufigere Applikation von Benetzungstropfen erfolgen. 6. Kann ich meine Kontaktlinsen auch problemlos bei der Arbeit am Computer tragen? Prinzipiell können Kontaktlinsen auch bei Bildschirmtätigkeit getragen werden. Dabei muß jedoch berücksichtigt werden, daß auch beim Brillenträger und bei unbebrilltem Auge während der Bildschirmtätigkeit vermehrt Austrocknungserscheinungen auftreten. Dies wird dadurch gefördert, daß viele Bildschirmarbeitsplätze in künstlich belüfteten Großraumbüros eingerichtet sind, wo es ohnehin zur Lufttrockenheit kommt. Verstärkt wird das Problem durch die bei der Bildschirmarbeit nachgewiesenermaßen deutlich reduzierte Lidschlagfrequenz und das mehr oder weniger starre Ausrichten der Augen, was in der Regel mit einer Lidspaltenerweiterung einhergeht. Daher kann es erforderlich sein, auch bei Bildschirmtätigkeit die Applikationsfrequenz von konservierungsmittelfreien Benetzungslösungen deutlich zu erhöhen, um einen komfortablen Linsensitz zu erreichen. |